Day 14 – 23. Juli 2014 – Auf der Route 66 nach 29 Palms
Reiseroute: https://goo.gl/maps/J3uXQ.
Hotel: Roughley Manor, Bed & Breakfast (160 $/Nacht)
Heute startet die längste Etappe unseres Roadtrips – Route 66 inclusive. Es geht vom Grand Canyon über Williams (52,6 mi) nach Seligman (42,2 mi), Hackberry (60,2 mi), Kingman (28,3 mi), Oatman (28.6 mi), Needles (22,3 mi) und Amboy (72,7 mi) zu unserem heutigen Etappenziel, dem Roughley Manor in 29 Palms (48.3 mi).
Als wir vom Frühstück wieder rauskamen roch es sehr stark nach Rauch, auch war alles schon in einen hellen Rauch gehüllt. Wir hatten also einen Waldbrand in der Nähe, kam aus der Richtung, die wir weiter befahren mussten. Aber man versicherte uns, dass die Durchfahrt problemlos möglich sei. Offenbar ist das Feuer noch weiter weg.
Wir fahren also von Grand Canyon bis Williams – langweilige Landschaft, man sieht aber den Waldbrand auf einem Berg und die Rauchentwicklung. In Williams besuchen wir Bearizona, eine Art Freigelände für Wildtiere, dass man mit dem Auto durchquert – wir sehen Schafe, Bisons, weiße Wölfe und einige Schwarzbären aus nächster Nähe. Eintritt: 66 $ für 3 Personen.
Ash Forke Route 66, Fotostopp 1 – zum ersten Mal betreten wir die Route 66, fotografieren verlassene Häuser und das Route 66 Sign auf der Straße, juchuu. Viele suchen danach und übersehen es, wir haben es gleich zu Beginn gefunden.
Weiter über die I40 Richtung Seligman, denn die Route 66 war in Ash Fork erstmal zu Ende. Abfahrt 139 können wir wieder drauf. Sie ist hier schon ausgeschildert. Und hier sind auch die nächsten Signs auf der Mother Road und sie erstreckt sich auf viele Meilen sichtbar geradeaus hier.
Und dann sind wir in Seligman, dem ersten richtigen Route 66 Dorf. Mit all den berühmten Läden, und vor allem mit Angel Delgadillos, dem Urgestein der Route 66. „The Father of the Mother Road“. Ich kann mich gar nicht sattsehen an dem ganzen Charme der alten Zeit, an den alten verrosteten Autos und dem Flair der 60er. Ich schaue mir jeden Shop genau an, von innen und außen. Bekomme in einem Laden sogar ein Hustenbonbon geschenkt, das mir bald Linderung versprechen soll. Na wenn das mal war wäre! Aber eine nette Geste.
Vor Angels und Vilmas Shop steht ein Bus, der aber kurz drauf abfährt – ein Glück. So kann ich alles von außen fotografieren, bevor ich reingehe. Und wer ist persönlich anwesend? Richtig. Angel himself, jetzt 87-jährig steht freundlich lächelnd in seinem Shop an seinem uralten Rasierstuhl und strahlt über das ganze Gesicht. Ich begrüße ihn und plaudere ein paar Worte mit ihm, dem Vater der Mother Road. Wir machen ein paar Bilder und er bietet mir von dem kostenlosen Kaffee an, den sie dort für die Kunden machen. Ich nehme gerne an, obwohl es doch sehr heiß ist. Ich hole noch Martin, der mit Cedric bei Roadrunner sitzt und was isst und trinkt. Martin möchte jedoch keine Rasur von ihm haben – und ich habe leider keinen Bart. Wir verabschieden uns von ihm, er möchte nach Hause zum Essen. Ich schreibe noch in das Gästebuch von Angel, schaue mich nochmal im Laden um, ein T-Shirt und ein paar Kleinigkeiten nehme ich noch mit und dann bin ich wieder draußen. Gehe noch zu Angel Delgadillos Snow Cap, fotografiere dort die alten Autos, die als Vorlage für Disney’s „Cars“ gedient habe und dann wird es so langsam Zeit, weiterzufahren. Wir haben noch 500 km vor uns. Eine Cola vom Roadrunner nehme ich aber noch mit. Das Passwort für das WiFi dort lautet übrigens „Beep Beep“ – was sonst :)
Weiter führt uns die Mother Road durch das Land der Cowboys und Indianer. Ab und an sehen wir einen Zug, der scheinbar niemals endet, so lang ist er. Gezogen werden diese Güterzüge auch von mindestens 4 oder 5 Güterloks. Wahnsinn.
Der nächste Stop ist der General Store in Hackberry. Hier geht das Fotoherz auf, ein echtes Route 66 Relikt, innen wie außen. Überall verrostete Autos, Werbeplakate. Hier holen wir uns erstmal ein Eis und sitzen auf roten Dinerbänken aus den 60ern. An der Wand hängt viel der Musik aus der Zeit, sogar eine goldene Schallplatte von Elvis ist hier zu sehen. Der alte Hund von John & Kerry Pritchard hat sein eigenes Sofa und hängt dort auch total müde ab. Es ist so unfassbar heiß, man kann sich eigentlich kaum draußen aufhalten ohne zu verbrennen. Die Toilette ist auch ganz im Stil der 60er Jahre gehalten, man erschrickt fast, wenn man plötzlich Marylin Monroe gegenübersteht.
In Kingman halten wir an einem McDonald, Cedric hat Hunger, für mich gibt es einen großen Iced Coffee Latte, yummie.
Wir müssen weiter, haben noch einen weiten Weg vor uns. Nach endloser Prärie gelangen wir nun auf den Siegreaves Pass, den der Tahoe brav hochschraubt. Unser Zeil ist Oatman, aber erstmal werden wir mit großartigen Aussichten belohnt. Die alte Route 66 ist auf dieser Passstrecke sehr eng und kurvig. Und dann sind wir in Oatman, der alten Goldgräberstadt. Die Esel, die damals als Lastentier gehalten wurden, sind geblieben, auch als alle Golddigger schon längst die Stadt verlassen hatten und sind heute ein besonderes Merkmal, daher nennt man Oatman auch „Stadt der Esel“ haha. Sie stehen vor Saloons und warten nur drauf, dass man sich an ihnen vorbeizwängt, aber ich habe davon schon in einem Reisebericht gelesen und lasse es lieber :) Es gibt sogar einen 7 Tage alten Babyesel, der hat einen Aufkleber auf der Stirn, dass man ihn nicht füttern darf. Ein bewaffneter Barbesitzer von gegenüber will den kleinen Esel antreiben, ein Stück die Straße runterzurennen, weil das so lustig aussehen soll. Aber der Esel hat mal überhaupt keine Lust dazu und angesichts der Hitze dort versteh ich den auch. Er ist auch so ganz niedlich.
Wir fahren weiter, verlassen aber jetzt ein Stück die Route 66, sonst kommen wir ja nie an. In Needles steuern wir den McDonalds wieder an, wir brauchen das Internet um eine email an unser B&B zu senden, dass wir später ankommen. Dort sind wir auch wieder auf der historischen Route.
Das Navi versagt an dieser Stelle, also wird es neu gestartet. Und jetzt beginnt der größte Fehler unserer Reise … ich würde gerne rechts fahren, aber das Navi meint links – und so nach einer Stunde durch die Wüste sehen wir das Schild Las Vegas, 91 mi. Ähem … ist das nicht so die ganz falsche Richtung???? Es hilft leider alles nichts, wir müssen diesen Umweg weiterfahren. Schon in Needles habe ich gedacht, die Sonne sticht aber ganz ordentlich – und ein Blick auf unser Außentermometer verrät: 117° F, das sind unglaubliche 47,2°C! Ich bekomme irgendwie leicht Panik, dass wir hier in der Mojave-Wüste mal eine Panne haben, Reifenplatzer oder kein Sprit mehr und dass wir hier verbrutzeln. Wir haben nichtmal Eier mit, um sie auf unserem Tahoe zu braten – nur Wasser haben wir noch reichlich. Von der Interstate aus gibt es endlich ein Schild, Amboy und 29 Palms – hier fahren wir ab und wieder auf die Historic Route 66. Und es sind noch immer fast 200 km. Wie schon in Needles – nimmt der Trip denn nochmal ein Ende? Ich hoffe es … denn ich brauche einen Restroom. Dringend!
Hilfe naht, wie müssen dazu 4 mi zurück – im Sahara Inn können wir endlich tanken und auf Toilette. Beim Bezahlen der Tankrechnung fragt die Kassiererin, woher wir denn kämen. Germany. Und dann gibt sie uns zwei Postkarten von der Tankstelle zur Erinnerung und mit dem Hinweis, sie auf Facebook zu liken. Würde ich ja glatt machen, aber wir haben seit 12 h kein Internet mehr :)
Beim Verlassen der Tankstelle sehen wir einen Hunderte von Metern langen Zug – mit Panzern und LKW der US Army. How spooky in the middle of the desert! Nur Cedric gefällt es!
Es wird Abend in der Wüste, während wir unsere lange Fahrt fortsetzen. Wir begleiten die Sonne beim Untergehen – und sie taucht die Landschaft in ein wirklich surreales Licht. Als wir in Amboy ankommen ist es schon ganz dunkel, dabei wollte ich doch unbedingt ein Foto von dort mit blauem Himmel – aber so sind die Bilder auch etwas ganz besonderes! Den letzten Rest der Fahrt bis 29 Palms fährt Martin in völliger Dunkelheit, bei unserem Tahoe muss man schon das Fernlicht einschalten, damit man überhaupt was sieht. Endlich sind wir angekommen – und was für ein schönes Zimmer, es ist noch schöner als im Internet. Für die Betten brauche ich aber eine Leiter :)
Ich bin dank meiner fetten Erkältung nun auf dem linken Ohr taub. Na dann – gute Nacht Roughley Manor!