Virginia,  Washington DC

Day 07 – 19. Mai 2016 – Take me home, country roads

Juchuu, meine Augen sind schon wieder ganz gut Dank Kortison und Allergietabletten, ich war ja gestern früh im Bett und habe gut geschlafen. Denn heute liegt ein anstrengender Roadtrip vor mir, auf dem Plan stehen der Shenandoah River Park, eine „Covered Bridge“ und ein kurzer Abstecher nach West Virginia. Los gehts (unter diesen Bild den read-more-link anklicken!

Country Roads

In Springfield :) fällt  mir ein, dass ich mal tanken sollte, Kalle braucht dringend Saft. Das ist mein erstes, ganz eigenes Tankerlebnis, erstmal checken was überhaupt reinkommt. Hier ist das mit dem Tanken nicht so einfach, ich schau mir die Anleitung an der Zapfsäule an, aber traue mich nicht. Also rein in die Tanke und eine sehr nette Mitarbeiterin bietet mir Hilfe an, sie hat auch so einen Ford Escape und der tankt Regular (also Super). Nur dass mit dem Karte schnell rein- und raus will nicht klappen. Kreditkarte 1, als Debit- und Creditcard, mit Zip-Code und Pin – nada. Das gleiche mit Karte Nummer 2, auch nichts. Die normale EC-Card geht, aber ich will jetzt noch gar nicht wissen, was das kostet :(.

Bye DC

… So, es geht weiter. Die Landschaft öffnet sich, wir (also mein Ford Kalle und ich) verlassen den Großraum Washington DC und am Horizont kann man schon die Berge erahnen. Es wird grüner um mich rum. Das schöne, wenn man mal allein unterwegs ist: Man kann abbiegen, halten, bremsen, wenden, aussteigen, während der Fahrt fotografieren, ohne dass es jemanden stört und vor allem keine Diskussionen, ob das jetzt nötig ist. Go with the flow. Und so halte ich an einem historischen Wahrzeichen, was mein Interesse weckt – dem „Stone House“ von 1848 (Manassas National Battlefield Park):

Stone House

Zunächst als Farmhaus genutzt, diente das Haus währender zweier Schlachten im Bürgerkrieg 1861 und 1862 als Hospital für die über 2700 Verletzten. Genauer nachzulesen hier. Hätte man mir gesagt, dass ich mich gerade in England oder Schottland befinde, das hätte auch gepasst. Nichts als grüne Wiesen und Felder um mich rum, dazu die markanten Zaunkonstruktionen, die man an jedem historischen Bürgerkriegsschauplatz hier wiederfindet, und kaum Menschen. Jedoch halten ein paar Mädels gerade ein „Shooting“ am Haus ab, da will ich auch nicht stören. Als Einstieg in die amerikanische Geschichte muss das reichen.

Es geht weiter. Rechts von mir sehe ich eine riesengroße Gartenanlage mit ganz vielen bunten Farbklecksen, ich dachte zunächst an einen Golfplatz – aber ganz falsch.

Friedhof

Es war ein Friedhof, genauer der Stonewall Memory Gardens. Überall Blumensträuße über eine riesige Fläche verteilt (das Bild zeigt wirklich nur einen winzigen Ausschnitt, stellt euch einen riesigen Golfplatz mit 10000en von bunten Bällen vor, so der Eindruck, wenn man die Kreuzung überquerte und das dann rechts sah – das hatte kaum wirklich gar nichts von trauriger Friedhofatmosphäre.

Nächster Halt:  Conway Robinson State Forest.

Im Wald

Ich freue mich über jeden Park, der kommt, ich erinnere mich an unsere Reise vor zwei Jahren und heute fühle ich mich so viel besser. Hier sitzen aber zu viele Männer rum und so fahre ich nur einmal kurz über den Parkplatz, allein in den Wald traue ich mich nicht.

Bei Roy’s for the Ride gibts eine große Cola Light (drive through) zum Aufputschen, eigentlich hatte ich mir die abgewöhnt aber wenn es so richtig heiß ist – yummie!

Entlang des Lee-Highways fanden sich immer wieder kleine Kostbarkeiten – (ok, Patient First gehört nicht unbedingt zu den topographischen Highlights, aber gut zu wissen, falls ich mal einen benötige :)) Ich sah aber auch die vermutlich kleinste Cheesecake-Bäckerei der Ostküste (Cheesecakes Heaven):

Cheesecake Heaven

Nächster Stop: Warrenton. 10000 Einwohner, total hübsche historische Stadt, schon die Einfahrt mit dem Blick auf das Courthouse ist toll. Und es gibt auch das hier – Hungry like the Woof???

Hungry like the Woof

In Warrenton kann man kostenlos parken. Ich schlendere einmal die Straße hoch und runter und ein bisschen in die Seitenstraßen (sie haben auch eine Wallstreet), das Wetter ist perfekt. Das Gefängnis besichtige ich aber nicht, das würde mir zu lange dauern. Die Leute sind immer so nett – eine Frau sieht mich und kommt zu mir, um mir zu sagen, dass um die Ecke auch noch eine schöne Bronzestatue ist. Davon mache ich dann auch noch ein Bild, aber viel mehr interessiert mich der Oldtimer, der zu einer der 50 besten Bäckereien des Landes gehört:

Red

Ich gehe natürlich rein (in die Bäckerei, nicht in den Oldtimer), plaudere mit der Verkäuferin, darf fotografieren und nehme dann ein Mandelhörnchen mit für unterwegs. Das war wirklich lecker, mich plagte nur das Low-Carb-Gewissen :). Als ich zum Auto zurückkomme musste ich feststellen, dass ich zwar alles gut verschlossen habe, aber das hintere Fenster nur halb geschlossen war … HAHA. Hier passiert aber eh nichts, sagt Stefan immer. Und so werde ich auch im Laufe des Urlaubs immer sorgloser.

On the road again, noch 30 mi bis zum Shenandoah National Park, der Highway geht durch den Park, aber ich will ja nicht einfach nur durchbrettern (mit 35 mi/h haha). Ich schmeiße Musik an, nicht irgendwelche, sondern DIE Hymne für diesen Ausflug: Take me home, country roads – in der Partyversion der Hermes House Band: „Almost heaven, West Virginia, Blue ridge mountains, Shenandoah river
Life is old there, older than the trees, Younger than the mountains, growin‘ like a breeze. Country roads, take me home, To the place I belong, West Virginia, mountain momma„. Das Lied läuft im Loop :) Hätte ich mir irgendwie auch nie gedacht, dass ich mal dorthin komme.

Und so komme ich endlich an, Thornton Gap Entrance. Ich kaufe mir für 80 $ den Annual Park Pass, der ist ein Jahr gültig und man kann alle National Parks damit besuchen. Ich halte mir der wirklich netten Rangerin einen Plausch darüber, wie man am besten zu der von mir geplanten Meems Bottom Covered Bridge kommt. Sie meint ich soll nordwärts fahren, was ich auch tue, obwohl ich der Meinung bin, dass ich instinktiv nach Süden fahren würde. Außerdem erzählt sie mir, dass die die Bridge auch kennt und dass sie neu aufgebaut wurde, da Vandalisten sie zerstört haben. Wie blöd sind die Menschen denn??? Es gibt ohnehin nicht mehr viele covered bridges.

Also: Skyline Drive North. Ein paar Serpentinen hoch und schon bin ich am Viewpoint Pass Mountain Overlock und habe in Richtung West Virginia und Blue Ridge Mountains diesen schönen Ausblick:

Shenandoah NP

Aus Zeitgründen verlasse ich den Shenandoah NP, um zur längsten covered bridge Virginias zu fahren, durch die so schöne grüne Landschaft. An einer Kreuzung hat sich ein schlimmer Unfall ereignet, zwei Autos sind zusammengestoßen, es bildet sich natürlich sofort ein Stau, aber es sind noch keine Rettungskräfte vor Ort. Es bildet sich an der Straße, die ich reinfahren soll, auch ein langer Stau von gelben Schulbussen. Ich mag die immer wieder!

Unfall

Ich komme aber auch mitten in Virginia an der Freiheitsstatue vorbei :),

, Lady Liberty

außerdem an ein paar verfallenen Häusern und viel viel Grün. Und nach einer kurzen Fahrt durch einen Wald ist sie plötzlich da, die Meems Bottom Covered Bridge. Das ging so schnell, gesehen, Kamera angeschmissen, durchgefahren, und vorbei. Zum Glück gibt es dahinter einen kleinen Parkplatz, meine erste CV muss ich mir nochmal aus der Nähe ansehen.

Covered Bridge of Mt. Jackson

Ab sofort bin ich ein „Covered Bridge Addict“ :). So, eigentlich ist mein Tagesziel noch nicht erreicht, nämlich West Virginia. Aber ein Blick auf die Uhr verrät: Fräulein, fahr mal lieber zurück. Schweren Herzens entscheide ich mich, dass ich auf diesen Tagespunkt wohl besser verzichte. Ich fahre einmal im Loop und komme wieder an der Stelle raus, wo der Unfall passierte, nur diesmal von der anderen Seite. Jetzt sind auch Rettungskräfte vor Ort. Langsam passieren wir die Unfallstelle, in dem einen beteiligten Fahrzeug (also nicht in dem jetzt nicht mehr so schönen roten Beetle) sitzen die beiden älteren Insassen und starren völlig schockiert vor sich hin. Schrecklich! Schnell weg.

Ich komme wieder an einer historischen Stätte – Locust Groove – vorbei. Hier wurden nach Beendigung des Bürgerkrieges zwei Kriegsveteranen erschossen, nachdem sie (und zwei andere) einigen berittenen Föderalisten ihre Pferde gestohlen haben. Sie haben die Pferde zwar am nächsten Tag zurückgegeben und alles schien zunächst vergeben, aber später wurden die beiden doch verhaftet. Die anderen zwei konnten entkommen, aber für Koontz und Summers endetet hier ihre Reise. Erschossen ohne Verhandlung.

Schauplatz einer Erschießung

Auf meiner Rückfahrt schaue ich mir New Market an. Der Ort hat ein Rathaus und eine Kirche, heute wunderbar vor blauem Himmel und Schäfchenwolken , aber auch die kleine Hauptstraße durch den historischen Ort ist wunderschön. Amerika, eine filmreife Kulisse nach der anderen. Ich freue mich, das alles sehen zu können.

New Market, Kirche

Da ich den Shenandoah River überquerte, fuhr ich hier mal kurz rechts ab, den muss man ja mal richtig gesehen haben, wenn man schonmal hier ist. Nicht nur am Ballermann „Country Roads“ mitgröhlen :).
Noch einmal kam ich später am Nordeingang des Shenandoah NP vorbei, und ich wollte unbedingt ein Stück auch nochmal nach Süden fahren. Eine gute Idee, man kam durch einen Tunnel und da lag mir Virginia zu Füßen, grüne Landschaft, blauer Himmel … wirklich sehr schön, aber ich muss ja weiter. Luray war auch so eine schöne Stadt, durch die ich fuhr. Wenn das so weitergeht, komme ich erst in ein paar Tagen wieder zurück … Ich halte überall, wo ich was Schönes entdecke und das war wirklich sehr oft.
Morning Star, Sperryville
In Sperryville gibt es auch viel zu sehen – ein historischer Straßenzug, eine rote Brücke, ein irgendwie sehr unheimliches „Dorf“ mit kleinen Cottages, ich fühle mich wie in einem Märchen, aber in einem nicht so schönen mit einer bösen Hexe … ich hau lieber ab, meine Phantasie geht mit mir durch und das ist in dieser einsamen Gegend nix für meine schwachen Nerven :) Ist eben Sperryville und nicht Pleasantville! Spooky.

Sperryville, the spooky one

Sperryville2

Der nächste Halt ist in Amissville. Auch hier reizen mich die verfallenen bzw. unbewohnten Häuser, die sich die Natur klammheimlich zurückerobert. Und natürlich Schilder. Dazu wird der Highway gnadenlos ausgenutzt… ich fahre, sehe was, wende, zurück, irgendwo findet sich eine Lücke zum Parken … und irgendwie wirkt alles friedlich. Angst verspüre ich hier nicht, auch wenn ich ganz allein bin. Hier mal ein altes Restaurant ‚Lom-Baar-Dy‘ – vermutlich ein Italiener – wie war es wohl früher hier zuging , als es noch genutzt wurde … ? Ich fand das auf YELP: This place is HORRIBLE.  We stopped there because of its size (so small, the bathrooms are outside).  It has also been there forever, so thought maybe it was good.  It is the only resturant for a ways so that may be why. You’ll like it though if you are into Mrs. Paul’s fish and Banquet chicken for dinner.  If your hungry, keep going until you get to Warrenton.

Lom-Baar-Di

Und ein altes Pepsi-Sign in Erinbrook – abandoned Cross Creek Cabin (hier habe ich mir mal Zeit genommen und alle möglichen Kameraeinstellungen ausgetestet, Sonne und Schatten in den Griff zu bekommen ist nicht so einfach):

Pepsi

In Manassas finde ich diese wunderschönen Cabins mit dem alten GULF-Schild. Aber hier kommt doch ein sehr mürrisch dreinblickender Mann, der versucht, mich zu hypnotisieren *g* und ich werde vermutlich gleich erschossen, wenn ich nicht schnell mache, dass ich weiterkomme.
Gulf

Die letzten mailboxes nehme ich noch mit, immer wieder gerne. Aber nun ist es bereits 7 Uhr abends und ich fahre jetzt ohne weitere Fotostops zurück.

you've got mail

 In Lynbrook befinde ich mich auf dem Highway, als die Sonne untergeht, es ist 20.02h. Das kann ich mir nicht entgehen lassen, so wunderschön ist der Blick in den Rückspiegel und nach links. Gar nicht so einfach, mitten auf der Autobahn mit einer Hand die schwere Nikon zu koordinieren.

iLove

Sunset

Und dann bin ich auch schon wieder in Alexandria, und natürlich kann ich als letzten Fotostop des Tages auch hier nicht vorbeifahren, auch wenn ich doch eher DD Fan bin – iLike:

Krispy Kreme

Das war es für heute. Stefan wartet mit eiskalter Wassermelone auf und ich lege für den restlichen Abend die Füße hoch … ok, verschlafen ist wohl die genauere Bezeichnung. West Virginia muss dann warten, aber es war ein wunderschöner Tag! Wer bis hierhin durchgehalten hat: Respekt! Es kommen jetzt noch gefühlte 7500 Bilder.

Good Night Alexandria

My place!

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